Freitag, 29. Oktober 2010

Farbenfroh

So viele Jahre lang nun,
Wandere ich umher,
Als Grauer unter Grauen,
Ungesehen, unbemerkt,
Heimlich und versteckt.

Selten nur vermocht' ich,
Zu übertreten die Linie,
Die das ew'ge Grau trennt,
Vor der Welt der Farben,
Diese mysteriöse Grenze.

Genauso grau bin ich hier,
Wie jedes andere Wesen,
Das hier versteckt leben,
In seinem persönlich' Exil,
Freiwillig oder gezwungen.

Weder könnt' ich sagen,
Glücklich damit zu sein,
Noch jedoch behaupten,
Unglücklich zu wandern,
Neutral würd' ich's nennen.

Es ist dieser eine Moment,
Der mich wieder einreißt,
Der mir gewohnten Welt,
In die Welt dort drüben,
Der wirbelnden Farben.

Für einen Moment nur,
Und doch für so lang,
Wandel ich dort drüben,
Doch welche Macht wagte,
Diese Grenze zu brechen?

Nicht mehr ungesehen,
Nun aber umgesehen,
Erkenne ich sie dort:
Eine liebliche Rose,
Sie ist veranwortlich.

Was ist geschehen?
Oh, ich erkenne es,
Sie hatte die seltene Kraft,
Mich dort im grau zu seh'n,
Wo kaum einer vermag's.

Unsicher schnell fliehe ich,
Zurück in meine Welt,
In das sichere Grau,
Doch spüre ich nun,
Etwas in mir ist geblieben.

In meinem Herzen nun,
Trage ich einen Wirbel,
Aus tausenden Farben,
Mit der Form jener,
So mächtigen Rosen.

Alles ist gleich geblieben,
Alles ist doch verschieden,
Nichts ist wirklich geschehen,
Doch alles ist geschehen,
Die Grenze...sie schwindet.

Nicht vollständig gebrochen,
Doch stark geschwächt,
So erkenne ich nun,
Wie Farben dringen ein,
In mein persönlich Grau.

Ich bin ein Grauer,
Einer unter Grauen,
Bin unauffällig, ungesehen,
Und doch singe ich nun,
Ein fröhlich' Lied.