Mittwoch, 22. September 2010

Die Geschichte

Wort um Worte,
Seite für Seite,
Stund' um Stund',
Schreibe ich nieder,
Die große Geschichte.

Sorgsam voll' Bedacht,
Webe ich die Worte,
Zu einem klaren Netz,
Das jeder erkennt,
Und doch nicht sieht.

Jeder ließt sie dann,
Die meine Geschichte,
Jeder Charakterisiert,
Jeder Interpriert,
Doch findet keiner mich.

Ich? Ja, ich stecke darin,
In jedem Wort,
Das so geschickt,
Ich habe eingewebt,
In die große Geschichte.

Nur wer deutet korrekt,
Jeden Satz, jedes Wort,
Jede Zeile, jedes Zeichen,
Könnte darin finden,
Meine tiefsten Gedanken.

Doch fehlt jedem,
Die meine Erfahrung,
Denn jeder hat die Seine,
Die ihn lässt interpretieren,
Anderes als mich hier.

So sieht jeder das Netz,
Denkt sich's jedoch,
Völlig anders gesponn',
Als ich's tue hier,
Mit der meinen Feder.

Auch ich könnt' nie,
Deuten eines anderen,
Fein' gewoben Netz,
Denn auch mir fehlt,
Des anderen Erfahrung.

Auch ich würd' denken,
Mir 'ne eigen' Struktur,
Hinter diesem Netz,
Die nie entspräche,
Dem original Gedachten.